Zusammenarbeit im Reha-Team

Das Reha-Team ist in aller Regel heterogen. Dies bezieht sich sowohl auf persönliche Einstellungen als auch auf die Erfahrung mit sozialmedizinischen Fragestellungen und die berufliche Qualifikation.

Diese Heterogenität kann hilfreich sein und zu einer umfassenden Gesamtbeurteilung aus verschiedenen Perspektiven führen.

Folgende Merkmale sind für eine gute Zusammenarbeit in der Leistungsbeurteilung förderlich:

  • Gemeinsames Aufgabenverständnis;
  • Wissen um und Wertschätzung der Kompetenzen der Anderen;
  • Effektive Kommunikation im Reha-Team;
    Für eine effektive Zusammenarbeit muss geklärt werden, wie die Kommunikation im Reha-Team abläuft. Folgende Punkte sollten geregelt sein:
    • Wann und wo finden die Teamsitzungen statt?
    • Wer nimmt regelhaft an den Teamsitzungen teil?
    • Was ist die Aufgabe der Teamleitung?
    • Wie wird die Entscheidungsfindung im Team gestaltet?
    • Wie werden die Informationen und Ergebnisse dokumentiert und allen Beteiligten zugänglich gemacht?
    • Wie werden relevante Informationen außerhalb regelhafter Teamsitzungen zeitnah übermittelt?
  • ICF als gemeinsamer Denk- und Kommunikationsansatz;
    Vorteilhaft für die Kommunikation im Reha-Team ist eine gemeinsame Sprache. Hier bietet sich das ICF-Modell an. Es ermöglicht die Beschreibung des individuellen Profils der Funktionsfähigkeit einer Person und die Beeinträchtigung von Aktivitäten und Teilhabe. Damit bietet es auch eine gute Grundlage für die Leistungsbeurteilung.
  • Information aller Teammitglieder über Rehabilitanden, deren Leistungsbeurteilung besonderer Aufmerksamkeit bedarf;
    „Manchmal … fragen [wir] eben andere Kollegen auch noch, wie die diesen Patienten sehen, wenn die den auch kennen. Das ist oft sehr hilfreich, sodass man dann letztlich zu einer einheitlichen Einschätzung kommt. … Auch gerade durch unsere Sozialarbeiterin lerne ich unheimlich dazu, auch was die Konsequenzen meiner Entscheidung ja dann letztlich angeht." (Psychologin in einem unserer Interviews) „Also es gibt Patienten, wo man denkt, warum soll der jetzt arbeitsunfähig sein? Es gibt andere, wo wir denken, der kann nicht arbeiten. Also das gibt es mal, aber das ist schon … transparent und durchlässig. Also ich kann das schon sagen, dass ich das anders sehe. … Es ist eher so, dass die Kollegen sehr dankbar sind für unsere Verhaltensbeobachtungen. Es ist jetzt nicht so, dass das lästig ist oder so.“ (Ergotherapeutin in einem unserer Interviews)
  • Alle Teammitglieder sollten über die mit dem Rehabilitanden vereinbarten Reha-Ziele informiert sein.
  • Festlegung eines klaren Auftrags an die einzelnen Teammitglieder;
    Jedes Teammitglied sollte wissen, welche Informationen und Beobachtungen es zur Leistungs­beurteilung beibringen soll. „Ein klarer Auftrag, eine klare Zielsetzung, warum soll ich das Ganze machen. Soll ich es nur machen, weil der Arzt sich dann ein bisschen leichter tut, oder soll ich es machen, weil man wirklich versucht rauszufinden, was kann er, was kann er nicht, oder wenn er arbeitslos ist und dem allgemeinen Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, ihm zu sagen: Okay, den Job kannst du gut machen, aber den kannst du auch gleich lassen, weil, das wird einfach nicht gehen. Also eine klare Auftragslage, klare Zielsetzung und auch eine Interaktion, dass ich nicht alleine bin mit meiner Einschätzung, zu hören, da macht er es so, da macht er es so und ich sehe es so.“ (Physiotherapeutin in einem unserer Interviews)
  • Zugang aller Teammitglieder zur Patientendokumentation;
    Alle Team-Mitglieder sollten die Möglichkeit haben, eigene fachbezogene Erkenntnisse zur Leistungsbeurteilung beizusteuern. Einzelbefunde und Beobachtungen sollten in der Patientenakte dokumentiert werden. (Datenschutz beachten) „[Rehabilitanden], die gegebenenfalls in der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung Unsicherheiten aufweisen könnten, die haben wir relativ schnell hier detektiert … Wir sind hier überall vernetzt, also egal, an welchen Computer Sie hier gehen … haben Sie dann, wenn es Sie interessiert, diese sozialmedizinische Leistungsbeurteilung … Also da können alle reingucken, … jeder weiß dann eben, da müssen wir gucken, in welche Richtung es geht, und müssen gegebenenfalls dahingehend unterstützen, dass die Richtung auch erzielt wird.“ (Chefarzt in einem unserer Interviews)
  • Die Befunde und Beobachtungen aller Teammitglieder sollten in die Gesamtbeurteilung eingehen.
    Die Verdichtung der gesammelten Informationen zu einer schlüssigen Leistungsbeurteilung ist Aufgabe des Arztes, in psychosomatischen Kliniken auch des psychologischen Psychotherapeuten.

 

Stand 12/2018

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